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Smart Countryside: Glasfaser macht digitales Leben auf dem Land möglich
„Wie kann ich meinen Melkroboter steuern, wenn ich hier eine schlechte Internetanbindung habe?“, fragt ein Landwirt in Mecklenburg-Vorpommern. Was die meisten Städter nicht wissen: Die Digitalisierung ist längst auch in die Landwirtschaft eingezogen. Ob nun die Lüftung in Schweineställen, die digital gesteuert wird oder die Übermittlung von Fotos und Plänen an Ämter – oder auch nur Monatsberichte – ohne gute Datenautobahnen läuft auch auf dem Lande nicht viel. Doch in vielen ländlichen Räumen zwischen Passau und Flensburg herrscht zumindest auf dem platten Land die digitale Wüstenei.
Glasfaserverbindungen in ländlichen Räumen können eine Lösung sein. Während Schweden intensiv in den Ausbau dieser Netze in ländlichen Räumen setzt, gibt es bislang in Deutschland nur wenige umgesetzte Projekte. Schon deshalb lohnt sich ein Blick in die Gemeinde Senden in Westfalen.
Noch vor drei Jahren war Senden, etwa 20 000 Einwohner, drei Ortsteile und ca. 110 Quadratkilometer an Fläche, digitales Niemandsland, so wie man es aus vielen Regionen Deutschlands kennt.
Inzwischen gehört Senden zu den am besten vernetzten ländlichen Regionen Deutschlands: Die Gemeinde ist in allen drei Ortsteilen und Gewerbe ächen praktisch vollständig an Glasfaserleitungen angebunden.
Während sich selbst viele deutsche Städter mit Leitungen um die 50 MB/s herumärgern müssen, stehen den Bürgern der Smart-City-Gemeinde 4.0 ein GB/s zur Verfügung. Für die angeschlossenen Gewerbegebiete sind sogar bis zu 10 GB/s möglich. „Heute ist nicht nur der Autobahnanschluss wichtig, sondern auch der Anschluss an die Dateninfrastruktur“, sagt dann auch der Wirtschaftsförderer der Gemeinde, Niklas Esser.
Doch die Gemeinde geht noch einen Schritt weiter: Neben den drei Ortsteilen, die in sogenannten Ausbaupolygonen von dem privatwirtschaflichen Anbieter ausgebaut worden sind, werden auch die ländlichen Außenbezirke mit an das Glasfasernetz angeschlossen. Im Rahmen eines Pilotprojektes, das die Sendener flapsig „Fiber to the landlords“ genannt haben, soll in Senden ein flächendeckendes Glasfasernetz realisiert werden.
Im inneren Ortsbereich übernimmt der private Anbieter sämtliche Anbindungskosten, wenn sich mindestens 40 Prozent der Haushalte für einen Glasfaseranschluss entscheiden. Für die ländlichen Räume funktioniert dieses Modell nur bedingt, da die Investitionskosten zur Verlegung der Kabel höher sind.
In den Sendener Außenbereichen hat sich dafür eigens ein Nachbarschaftshilfeverein gegründet, der die notwendige Infrastruk- tur, nämlich die Verlegung von Leerrohren zur anschließenden Leitungsführung von Glasfaser- kabeln, gescha en hat. Damit ist dann auch der individuelle Anschluss einzelner weit voneinander entfernter Wohnhäuser und Höfe möglich geworden.
Dass sich die Bemühungen der Verantwortlichen auszahlen, zeigen auch die zunehmenden Anfragen interessierter Unternehmen an die Wirtschaftsförderer der Gemeinde, denn diese haben ein vitales Interesse an leistungsfähigen Datenleitungen.